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Rheuma-Therapie: In der Warteschleife

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Rheumatoide Arthritis

Rheuma ist hierzulande längst ein weit verbreitetes Alltagsproblem. Jeder dritte Deutsche litt oder leidet in seinem Leben an reißenden oder ziehenden Schmerzen am Stütz- und Bewegungsapparat, die meist mit funktioneller Einschränkung der Gliedmaßen einhergehen. Die oft langfristigen Beschwerden an Knochen, Muskeln, Organen und Kollagenen sind mit rund 400 Einzelerkrankungen äußerst vielfältig, so dass die Experten für Rheuma-Therapie das weite Feld des Rheumas bereits unter der medizinischen Fachbezeichnung „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“ zusammengefasst haben. 1,5 Millionen Deutsche haben entzündliches Rheuma

Dazu gehören im Wesentlichen vier Hauptgruppen. Degenerative, also verschleißbedingte Erkrankungen (Arthrosen), Stoffwechselstörungen mit rheumatischen Beschwerden (z.B. Gicht), rheumatische Erkrankungen der Weichteile (z.B. Polymyositis, Entzündung des Muskelgewebes) sowie eine Reihe von entzündlich-rheumatischen Krankheiten (1,5 Millionen deutsche Patienten) mit ihrer am häufigsten auftretenden Form, der rheumatoiden Arthritis. Etwa 450. 000 Deutsche laborieren derzeit an dieser schmerzhaften Variante der Arthritis, die in vielen Fällen dauerhafte Schäden an den Gelenken zur Folge hat, und hoffen auf eine hilfreiche Rheuma-Therapie. Schwellung der Gelenke und Morgensteifigkeit sind Symptome Dabei greift das Immunsystem körpereigenes Gewebe in den Gelenken der Hände, Finger, Zehen, Knie oder Hüften an, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. „Die Schwellung an den Gelenken ist ein erstes Signal dafür, manchmal kommt noch Morgensteifigkeit hinzu“, sagt Prof. Matthias Schneider, Leitender Rheumatologe und Internist vom Universitätsklinikum Düsseldorf. „Nicht selten fühlen sich die Patienten außerdem krank und entkräftet wie bei einer Grippe.“ Der Verdacht auf rheumatoide Arthritis erhärte sich, wenn die Entzündung länger als sechs Wochen anhält. Dabei könnte fast allen der Erkrankten ihr Leidensweg erspart bleiben. „Ich bin sicher“, sagt Schneider, „dass 90 Prozent dieser Menschen ein ganz normales Leben führen könnten.“ Wenn, ja wenn vom ersten Auftreten der Symptome bis zum Beginn der Rheuma-Therapie nicht zu viel wertvolle Zeit verstreichen würde. Unbehandelt entwickeln knapp zwei Drittel der Patienten im Verlauf von fünf Jahren schwere, irreparable Gelenkschäden. Das Zeitfenster ist recht klein, um dies zu verhindern, „spätestens innerhalb eines halben Jahres seit Krankheitsbeginn muss die Behandlung bei einem Rheumatologen starten. Doch die Realität sieht meist anders aus“, so Schneider. 13 Monate bis zur Behandlung bei einem Rheumatologen Tatsächlich würden die meisten Betroffenen nach einigen Wochen, wenn sich die Entzündung nicht bessert, ihren Hausarzt aufsuchen. Der verschreibe ihnen Schmerzmittel, die nicht helfen und ordne dann meist eine Blutuntersuchung an. Es folge schließlich die Überweisung zum Facharzt, wobei die meisten Patienten zwischen drei und sechs Monate auf einen Termin beim Rheumatologen warten. Durchschnittlich dauert es, hat die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) ermittelt, 13 Monate bis Patienten mit rheumatoider Arthritis zum Spezialisten gelangen. „Neuerkrankte müssten innerhalb von zwölf Wochen eine Facharzt-Behandlung erhalten“, sagt Schneider, „aber von diesem Ziel sind wir meilenweit entfernt, denn es gibt schlicht zu wenig Rheumatologen“. Neue Leitlinie für die Rheuma-Therapie Um an diesem Zustand etwas zu ändern, hat die DGRh inzwischen eine neue Leitlinie verabschiedet, deren Mitautor Schneider ist. Sie enthält einen Handlungspfad, mit dem Hausärzte und Orthopäden die Erkrankung schnell erkennen und zum Beispiel vom Gelenkverschleiß (Arthrose) unterscheiden können. Für die Basistherapie stehen Substanzen (Methotrexat)zur Verfügung, die den Angriff des Immunsystems auf die Gelenke abschwächen. Es werden auch so genannte Biologika eingesetzt, die entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers gezielt hemmen. Rauchen übrigens fördere derartige Entzündungen, so Prof. Schneider. Und wenn man einer Familie angehört, in der Fälle von rheumatoider Arthritis bereits aufgetreten sind, steigt das Krankheitsrisiko für die Nachkommen.

gesund-magazin.de, 25.10.2011


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